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Sure 13: Der Donner   (übersetzt von illuminatus)

Wie die Suren 6, 7, 10, 11 und 12 datiert auch diese Sure aus der späten Mekka-Periode, der ersten Periode von Muhammads Karriere als Prophet. Ihr Name stammt von einer Phrase in Vers 13 "Und der Donner lobpreist ihn (yusabbihu bi-hamdihie)". Ihr Hauptthema ist in Vers 1 zusammengefasst, in welchem Allah Muhammad mitteilt "Dies sind die Verse der Schrift. Und was (als Offenbarung) von deinem Herrn zu dir herabgesandt ist, ist die Wahrheit; aber die meisten Menschen glauben nicht."

Ibn Kathir betrachtet die vier arabischen Buchstaben, welche dieses Kapitel einleiten, und ähnliche unentschlüsselte Buchstaben am Anfang vieler Suren des Koran, als eine Bestätigung seines wunderbaren Charakters: "Jede Sure, die mit einzelnen Buchstaben beginnt, bestätigt, dass der Koran wunderbar ist und ist ein Beweis dafür, dass er Allahs Offenbarung ist und dass diese Tatsache weder bezweifelt, noch verleugnet werden kann." Abgesehen vom Geheimnis dieser Buchstaben, versichert er aber, dass der Koran "klar, einfach und eindeutig" ist, und dass "die meisten Menschen trotzdem nicht glauben wollen, aufgrund ihres Widerstandes, Starrsinnigkeit und Heuchelei." Der Tafsir [Koran-Kommentar] "al-Jalalayn" und der "Tanwir al-Miqbas min Tafsir Ibn 'Abbas" sagen, dass "die meisten Menschen", die nicht glauben wollen, die Leute von Mekka sind, wie auch in Vers 1 ausgeführt.

Was sollen sie nun glauben? Die Verse 2-19 bekräftigen Allahs Macht in allen Dingen. "Allah ist es, der die Himmel, ohne daß ihr (irgendwelche) Stützen sehen würdet, emporgehoben und sich daraufhin auf dem Thron zurechtgesetzt hat (um die Welt zu regieren)" (Vers 2) - ein körperliches Bild, das Ibn Kathir mit einer physischen Erklärung erweitert: "Die Entfernung zwischen dem ersten Himmel und der Erde beträgt aus jeder Richtung 500 Jahre, und ihre Ausdehnung ist ebenfalls 500 Jahre. Der zweite Himmel umgibt den ersten Himmel in jeder Richtung, alles was später geschaffen wurde umschließend, ebenfalls mit einer Ausdehnung von 500 Jahren und einem Abstand zwischen ihnen von 500 Jahren." Das bedeutet aber nicht, dass der Islam sich einen physischen Allah vorstellt - "Die Sehkraft (der Menschen) (al-absaar) erreicht ihn nicht, wird aber von ihm erreicht" (6:103) und der "näher als die Halsschlagader ist" (50:16) ist nicht physisch, aber dies ist der Gegenstand einiger Polemiken zwischen Sunniten und Shiiten.

Einige argumentieren, dass, wenn Allah näher als die Halsschlagader ist, nicht überall wäre. Einige moderne Muslime argumentieren, dies anzunehmen, würde einen Rückfall in den Pantheismus und shirk bedeuten: die Verbindung von Allah mit Teilhabern, die Kardinalsünde im Islam. Sie argumentieren dies von der Tatsache her, dass Allah "sich auf dem Thron zurechtgesetzt hat" (Vers 2 und 7:54) Imam Abul Hasan al-Ash'ari (874-936) argumentiert gegen die Behauptung der rationalistischen Mu'tazilite-Sekte, nach der dieser Vers bedeuten würde, dass Allah allgegenwärtig sei. "Wenn es so ist, wie diese annehmen," so fragt er, "was würde es dann für einen Unterschied geben, zwischem dem Thron und der Erde?" Und der aus dem 10. Jahrhundert stammende Hadith-Gelehrte Ibn Khuzaymah erklärte: "Wer auch immer nicht bekräftigt, dass Allah über seinen Himmeln ist, auf seinem Thron und dass er sich von seiner Schöpfung unterscheidet, muss gezwungen werden zu widerrufen. Wenn er nicht widerruft, dann muss er geköpft und anschließend in eine Abfallgrube geworfen werden, so dass die Muslime und die Ahl Dhimma (die Christen und die Juden) nicht unter seinem stinkendem Geruch leiden."

In der gesamten Schöpfung liegen "Zeichen für Leute, die nachdenken" (Vers 3). Die Verse 2-4, 8-13 und 16, 17 sehen seine Macht in der Schöpfung: Die Sonne und der Mond sind ihm untertan (Vers 2, ein Vers zum Nachdenken für jene, welche Allah mit dem Mondgott gleichsetzen), er sieht alles (Verse 8-9); er schickt der Menschheit "die (Blitze und) Donnerschläge (sawaa`iq) und trifft damit, wen er will" (Vers 13).

Aber die Ungläubigen - verdorben wie immer - fordern Muhammad auf, "doch lieber das Schlechte statt dem Guten herbeizuführen" (Vers 6) - das heißt, sie fordern ihn im Spott auf, die göttliche Züchtigung über sie zu bringen, wie im Tanwir al-Miqbas min Tafsir Ibn 'Abbas steht, und sie verlangen Wunder (Vers 7). Jeder Gläubige aber wird inzwischen von Engeln bewacht (Vers 11). Ibn Kathir sagt, dass davon vier existieren: zwei Wächter, einer im Rücken und einer an der Vorderseite, und zwei, die die guten und bösen Taten des Muslims aufzeichnen. Der Gläubige grüsst die protokollierenden Engeln während des Gebets, in dem er sich zu seiner rechten und zu seiner linken Schulter wendet und jedesmal "Friede sei mit dir" sagt.

Der gleiche Vers legt nahe, dass Menschen über einen freien Willen verfügen würden: "Allah verändert nichts an einem Volk, solange sie nicht (ihrerseits) verändern, was sie an sich haben" (Vers 11). Der Tafsir al-Jalalayn erklärt dazu: "Er beraubt sie nicht Seiner Gnade - bis sie nicht den Zustand ihrer Seelen verbessert haben, von (ihrer) gewöhnlichen Natur, durch einen Akt des Ungehorsams." Aber es ist schwierig zu erkennen, wie dies in den Gedanken passt, "daß Allah, wenn er gewollt hätte, die Menschen allesamt rechtgeleitet hätte?" (Vers 31); "Und wen Allah irreführt, für den gibt es keinen, der ihn rechtleiten würde" (Vers 33); und andere Abschnitte, welche behaupten, dass Jemandes Glauben oder Unglauben Allah obliegen würde (10:99-100).

In der Geschichte des Islam wurde der Gedanke eines freien Willens in der Frühzeit als häretisch bezeichnet. Der Hanbali-Jurist Ibn Abi Ya'la aus dem 12. Jahrhundert beschreibt die Sekte der Qadari, welche auf einem freien Willen bestanden: "Diese sind jene, welche behaupten, sie hätten vollständige Handlungsfreiheit (al-istita'a), freien Willen (al-mashi'a) und tatsächliche Macht (al-qudra). Diese glauben, dass die Fähigkeit, Gutes oder Böses zu tun, in ihrer Macht stünde, Leid zu vermeiden und Gutes zu tun, zu gehorchen oder nicht zu gehorchen und rechtgeleitet oder irregeführt zu werden. Sie behaupten, dass die Menschen die volle Handlungsfähigkeit hätten, ohne jedwede Vorbestimmung ihrer Handlungen durch Allahs Willen, nicht einmal Seinem Wissen um sie. Diese Doktrin ist ähnlich wie die der Zoroastrer und der Christen. Es ist die wirkliche Wurzel der Häresie."

Die Verse 20-43 wiederholen vertraute Themen: Die Rechtschaffenen werden in das Paradies kommen (Verse 20-24, Vers 35); diejenigen, welche Allahs Ruf nicht folgen, sind verflucht (Vers 25); die Ungläubigen verlangen ein Zeichen (Vers 27) und werden in dieser Welt und der Nächsten bestraft werden (Vers 34); die Ungläubigen stellen Allah Teilhaber zur Seite (Vers 33) und weisen Teile des Korans zurück (Vers 36), während die Gläubigen Gegenteiliges praktizieren. Vers 31 mit seinem Bezug zu "einem Koran, mit welchem Berge versetzt werden können und die Erde in Stücke gespalten werden kann und den Verstorbenen die Sprache wieder gegeben wird," bezieht sich auf die Forderung der Ungläubigen nach einem Wunder.

Der Tafsir al-Jalalayn erklärt dazu, dass es "enthüllt wurde, als sie zu ihm sagten "Wenn du (wirklich) ein Prophet bist, dann mache, dass diese Berge von Mekka vor uns zurückweichen, und schaffe für uns Flüsse und Quellen, so dass wir pflanzen und säen können, und erwecke unsere toten Väter, so dass sie zu uns sprechen können und uns sagen, dass du ein Prophet bist." Aber selbst wenn dies geschehen würde, so würden sie noch immer nicht glauben.

Der Tafsir al-Jalalayn sagt, dass die Phrase "Und Allah löscht (seinerseits), was er will, aus, oder läßt es bestehen (yuthbitu). Bei ihm ist die Urschrift (ummal-kitaab) (in der alles verzeichnet ist)" (Vers 39) sich auf den Koran bezieht: "Gott löscht aus ihr (der Schrift), was immer Er will und Er schreibt in ihr fest, was immer Er will, an Regeln und anderen Dingen und die Urschrift ist mit Ihm, die (Quelle) des Ursprungs, aus der nichts jemals etwas verändert wurde und die aus dem besteht, was Er vor allen Zeiten (azal) niedergeschrieben hatte." Dies erinnert an die orthodoxe Sicht des Koran: Dass dieser eine perfekte und unveränderbare Kopie der Urschrift wäre, welche seit ewig mit Allah existiert hätte. Next week: Sura 14, “Abraham”: “And you will see the sinners that day bound together in fetters; their garments of liquid pitch, and their faces covered with Fire.” Nächste Woche: Sure 14, "Abraham": "Und an jenem Tag wirst Du die Sünder sehen, in Fesseln zusammengebunden, ihre Kleidung aus flüssigem Pech und ihre Gesichter vom Feuer bedeckt."

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Englischer Original-Artikel:
        BLOGGING THE QUR'AN, Blogging the Qur’an: Sura 13, “The Thunder”

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        Adel Th. Khoury, ISBN alt: 3579080245, ISBN neu: 978-3579080246
        Rudi Paret, ISBN alt: 3170198297, ISBN neu: 978-3170198296

Online existieren n.a. folgende deutschsprachige Nachschlagemöglichkeiten:
        theology.de
        Saudisches Dawa-Ministerium
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