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Sure 22: die Pilgerfahrt   (übersetzt von michaelcollins)

In meiner Artikelserie "Blogging the Qur'an" bei Hot Air erhalten die Moslems in dieser Woche zum ersten Mal das Gebot, Krieg gegen die Ungläubigen zu führen.

Die islamischen Gelehrten sind darüber geteilter Meinung, ob diese Sure aus der mekkanischen oder medinischen Periode von Mohammeds prophetischer Karriere datiert. Ibn Kathir und Maulana Mohammed Ali sagen, sie sei mekkanisch, während der Tafsir [Koran-Kommentar] "Anwar ul-Bayan", sowie Daryabadi und andere sagen, sie sei medinisch. Maududi spaltet den Unterschied auf, da er einen stilistischen Wechsel zwischen den Versen 1-24 und den Versen 25-78 bemerkt und setzt voraus, daß der erste Teil aus Mekka kommt und der zweite aus Medina.

Die Verse 1-24 sind eine weiter Warnung vor dem schrecklichen Tag des Jüngsten Gerichtes (Verse 1-2, 4, 7) und eine Verurteilung der Verderbtheit der Ungläubigen (Verse 3, 5-6, 8-13). Den Rechtschaffenen wird Zugang zu üppigen Gärten (Verse 14, 23, 24) gewährt. Jene, die zweifeln, daß Allah Mohammed in dieser und der nächsten Welt helfen wird, sollten sich selbst aufhängen (Vers 15). "Das" sagt Ibn Kathir, "war auch die Ansicht von Mujahid, 'Ikrimah, 'Ata, Abu Al-Jawza, Qatadah und anderen. Die Bedeutung ist folgende: Wer auch immer glaubt, daß Allah Mohammed und sein Buch und seine Religion nicht unterstützen wird, laß ihn gehen und ihn sich töten, wenn es ihn so sehr ärgert."

Allah sendet klare Zeichen hernieder - ein Bezug zu den Versen (ayat oder "Zeichen") des Koran - und führt diejenigen zur Wahrheit, die er leiten will (Vers 16). Juden, Christen und andere werden alle gerichtet werden (Vers 17); "Allah wird am Tag des Jüngsten Gerichts zwischen ihnen entscheiden" sagt Maulana Bulandshahri im Tafsir Anwar ul-Bayan, "und ihnen enthüllen, daß nur die Moslems rechtgeleitet waren".

Sogar die Sonne, der Mond, die Sterne und alle erschaffenen Geschöpfe verehren Allah (Vers 18). Tatsächlich wurde Mohammed einst gefragt, wo die Sonne hingeht, wenn sie untergeht. Er erwiderte [z.B. laut Bukhari 4/54/421]: "Sie geht (d.h. reist), bis sie sich unterhalb des Thrones zu Boden wirft und die Erlaubnis einholt, wieder aufzugehen und sie bekommt die Erlaubnis..."

Wie schrecklich wird das Gericht und das Höllenfeuer sein? Allah beschreibt in grellen Farben die Schrecken der Hölle - verbrühendes Wasser, eiserne Peitschen (Verse 19-22). Gemäß bukhari 4/55/567 sagt Mohammed, daß 999 von tausend Menschen zur Hölle gesandt werden. An diesem Tag wird Adam Allah fragen: "Oh Allah! Wie viele sind die Menschen des Feuers?" Allah wird antworten "Aus jedem Tausend nimm Neunhundertneunundneunzig heraus." Mohammed erklärte, daß diese eine gerettete Person ein Moslem sein wird und sagt seinen Gefährten: "Erfreut euch an der frohen Botschaft: Eine Person wird von euch sein und tausend von Gog und Magog."

Maududi weist darauf hin, daß die Verse 25-78 nicht lange, nachdem die Moslems von Mekka nach Medina ausgewandert sind, enthüllt wurden und um diese Zeit der Hadsch, der Pilgerfahrt nach Mekka, sich besonders heimwehkrank fühlten. Die heidnischen Kuraisch kontrollierten Mekka zu dieser Zeit und hatten die Moslems von der Abhaltung der Pilgerfahrt ausgesperrt. "Daher könnten sie sogar dafür gebetet und die göttliche Erlaubnis erwartet haben, Krieg gegen jene Tyrannen zu führen, die sie aus ihren Heimen vertrieben hatten und sie vom Besuch des Hauses Allahs abhielten und es für sie schwierig machten, dem Weg des Islam zu folgen. Es war in genau dieser psychologischen Situation, dass diese Verse herabgesandt worden sind."

Jene, die die Moslems davon abhalten, die Pilgerfahrt zu machen, werden eine schmerzhafte Bestrafung erleiden (Vers 25). Allah lenkte Abraham zu der Stelle für die heilige Moschee in Mekka und sagte ihm, daß es ein Platz für die Pilgerfahrt sei für die, die an Allah glaubten, und die ihm keine Partner beigesellten (Verse 26-31). Alle Völker sollten Opferriten durchführen und dabei Allah Tiere opfern (Verse 32-38).

Jene, die aus ihren Heimen vertrieben und auf andere Weise gequält worden sind, haben die Erlaubnis, jene zu bekämpfen, die ihnen Unrecht angetan haben (Verse 39-40). Gemäß Mujahid, Ad-Dahhak, Ibn 'Abbas, 'Urwah bin Az-Zubayr, Zayd bin Aslam, Muqatil bin Hayan, Qatadah und anderen, war dies der erste über den Dschihad enthüllte Vers - das heißt, sagt Maududi: "Der Vers 39 ist der erste Vers, der den Moslems gestattet, Krieg zu führen". Dieser Vers ist auch der Sinnspruch von Osama bin Ladens Brief vom 6. Oktober 2002 an das amerikanische Volk, in dem er seine Motive und Ziele detailliert anführt.
[Der Guardian brachte damals eine komplette englische Dokumentation dieses Schreibens.]

Die Moslems "wenn WIR sie in dem Land einsetzen, führen rechtmäßiges Gebet und das rechtmäßiges Almosengeben ein, befehlen das Rechte und verbieten das Unrechte" (Vers 41) - das heißt, sie etablieren die angemessene Ordnung der Gesellschaft. Aber die, die die Botschaft der Moslems zurückweisen, werden letztendlich vernichtet, so wie die Ungläubigen von vergangenen Zeitaltern (Verse 42-48). Allah sagt Mohammed, wie er die Ungläubigen anreden soll, nämlich indem er ihnen sagt, daß er ihnen eine Warnung ausspricht: Folgt dem Weg der Rechtschaffenheit oder seht dem Höllenfeuer ins Auge! (Verse 49-51)

Der Satan hat sich bei den Botschaften aller vorhergehenden Propheten eingemischt, aber Allah hebt jedwede Unwahrheit, die dieser eingebracht hat, auf (Vers 52, 53). Ibn Kathir sagt, dass an dieser Stelle viele Koranausleger den Zwischenfall der satanischen Verse behandeln, in denen Mohammed in der Hoffnung auf Versöhnung mit dem Stamm der heidnischen Koraish aus Mekka (dessen Mitglied er war, und die seine Prophetenschaft zurückgewiesen hatten) angeblich erklärt hat, dass drei von den Kuraish verehrte Göttinnen "Töchter Allahs" seien.

Dann, als er erkannte, daß dies seine Botschaft des Monotheismus kompromittiert hatte, zog er die fraglichen Verse zurück, indem er sagte, daß er in diesem Fall von Satan inspiriert worden war. Ibn Kathir jedoch glaubt nicht, daß irgendeiner der Berichte dieses Zwischenfalls verlässlich ist. Wir werden darauf noch zurückkommen, wenn wir zur Sure 53 kommen, in der im anfänglichen Teil Mohammeds Offenbarung über die Göttinnen noch immer aufscheint, obwohl natürlich dort keine "satanischen" Elemente sind.

Allah leitet die Gläubigen auf dem geraden Pfad des Islam (Vers 54), während jene ohne Glauben den Islam niemals akzeptieren, bis das letzte Gericht über sie kommt (Verse 55, 57). Die im Dschihad getötet werden, werden belohnt (Vers 59). Die, die nur Vergeltung übten im Verhältnis zum Unrecht, das sie erlitten und dann wieder angegriffen werden, werden Hilfe von Allah erhalten (Vers 60). Ibn Kathir erklärt: "Muqatil bin Hayan und Ibn Jurayj erwähnten, daß dies über ein Geplänkel enthüllt worden ist, in dem die Gefährten einigen Götzenanbetern begegneten. Die Moslems drängten sie, nicht während der heiligen Monate zu kämpfen, aber die Götzenanbeter bestanden auf das Kämpfen und begannen mit der Aggression. Daher bekämpften die Moslems sie und Allah gewährte ihnen den Sieg".

Allah hat Macht über alle Dinge und alle Dinge legen Zeugenschaft seiner Gegenwart und Macht ab (Verse 61-66). Mohammed soll alle Leute zum Islam aufrufen, ohne mit ihnen zu argumentieren (Verse 67-69). Allah weiß alles (Vers 70), und dennoch verbleiben sie in ihrer Verderbtheit und Götzenanbeterei (Verse 71-72). Die Götzen der Ungläubigen können nicht einmal eine Fliege erschaffen (Vers 73). Die Gläubigen sollen Allah verehren (Vers 77) und für seine Sache kämpfen, die die Religion Abrahams ist. Allah hat die Gläubigen Moslems genannt, sowohl vor dieser Offenbarung und jetzt in ihr auch. Die Aufgabe der Gläubigen ist es, Zeugen Allahs vor der gesamten Menschheit zu sein (Vers 78).

Nächste Woche: Sure 23, "die Gläubigen". "Allerdings sind die Gläubigen erfolgreich" - mit dem Islam kommt der Erfolg.

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Englischer Original-Artikel:
        BLOGGING THE QUR'AN, Blogging the Qur’an: Sura 22, “The Pilgrimage”

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        Adel Th. Khoury, ISBN alt: 3579080245, ISBN neu: 978-3579080246
        Rudi Paret, ISBN alt: 3170198297, ISBN neu: 978-3170198296

Online existieren n.a. folgende deutschsprachige Nachschlagemöglichkeiten:
        theology.de
        Saudisches Dawa-Ministerium
Zu unserem großen Bedauern ist die Übersetzungs-Synopsis der Nur-Koraner (war mal www.nur-koran.de) aus dem Netz verschwunden.

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