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Sure 28: die Geschichte   (übersetzt von Monalisa)

Es wurde schon oft darauf hingewiesen, dass die Bibel(neben vielen anderen Dingen) eine Sammlung geschichtlicher Erzählungen ist, während der Koran eine Sammlung von Predigten ist. Das ist nirgends deutlicher, als bei der oft wiederholten Geschichte von Moses. Wo in der Bibel die ersten fünf Bücher die Geschichte von Moses als im Großen und Ganzen zusammenhängende Erzählung enthalten, gibt der Koran Teile seiner Geschichte in den Suren 2, 7, 10, 17, 20, 26, 27 und dieser hier wieder (auch noch anderswo).

Es gibt eine Menge von Wiederholungen und Überschneidungen, aber auch spezifische Eigenheiten bei fast jeder Nacherzählung. Jede hat ihren eigenen homiletischen [d.h. predigtmäßigen] Zweck: Details aus Moses’ Leben werden genutzt, um die Ungläubigen zu warnen oder Gläubige zu größerer Frömmigkeit zu ermahnen. Wie wir letzte Woche gesehen haben, sagen Ibn Abbas und Jabir bin Zaid, dass die Suren 26, 27 und 28 in dieser Reihenfolge offenbart wurden. Maududi sagt, dass „die unterschiedlichen Teile der Prophetengeschichte von Moses, wie in diesen Suren erwähnt, zusammen die komplette Erzählung ergeben.“ Trotz alledem wäre es äußerst schwierig, die Chronologie von Moses' Leben aus dem Koran allein zu rekonstruieren,

Indessen bekräftigt die wiederkehrende Beschäftigung mit Moses seinen Status als Prophet des Islam, ebenso wie den Frevel der Juden, die Übereinstimmung der Botschaft Mohammeds mit der von Moses nicht anzuerkennen und dann nicht Muslime zu werden. Maududi betont hier wieder, dass der Sinn dieser Nacherzählungen der Geschichte von Moses nicht darin liegt, etwas über Moses auszusagen, sondern über Mohammed: „Das Hauptmotiv“ dieser Sure, sagt er, „ist es, Zweifel und Widerstände, die gegen die Berufung des heiligen Propheten Mohammed (auf welchem Allahs Friede und Segen ruhen möge) aufkamen, abzubauen und die Rechtfertigungen zu entkräften, die angeboten worden waren, um ihm nicht zu glauben. Zu diesem Zweck erst wurde die Geschichte des Propheten Moses als Analogie zur Zeit der Offenbarung in Beziehung gesetzt.“

Die Verse 2-43 erzählen Moses’ Geschichte und geben dabei viele Elemente aus der Bibel wieder, auch wenn Haman aus einer anderen Zeit und von einem anderen Ort importiert wurde (seine Geschichte ist im Buch Esther), um die rechte Hand des Pharao zu sein (Vers 8). Allah weist Moses Mutter an, ihr Kind in den Fluss zu werfen „wenn Du in Furcht um ihn bist“ (Vers 7). Sie tut es, die „Leute des Pharao“ (Vers 8) retten ihn und seine Mutter, deren Identität den Ägyptern unbekannt ist, wird sein Kindermädchen. Moses verkündet, dass er niemals denen dienen wird, die sündigen (Vers 17) – eine Aussage, die moderne Salafisten (rigorose, „reine“ Muslime) mit dem Spruch Mohammeds verbinden, der aus dem Mishkat al-Masabih überliefert ist, dass jemand, der wissentlich einen Tyrannen unterstützt, kein Muslim mehr ist. Das ist ihre Rechtfertigung dafür, autoritäre Herrscher in muslimischen Ländern zu bekämpfen, die die Scharia nicht in Gänze umsetzen (wie etwa Mubarak und Musharraf).

Moses tötet einen Ägypter und Allah vergibt ihm (Verse 15-16), aber seine Tat bleibt nicht verborgen und Moses flieht nach Midian (Vers 22). Dort erklärt er sich einverstanden für den ungenannten Jethro, im Gegenzug für die Hand dessen Tochter, zu arbeiten (Vers 27). Er sieht den brennenden Busch (Vers 29), tritt Allah gegenüber (Vers 30) und erhält die Wunder des Stabes (Vers 31) und der weißen Hand, um sie Pharao zu zeigen. Der Pharao tut seinen Auftritt allerdings als „Zauberei“ ab (Vers 36), gerade wie die Ungläubigen das über Mohammed sagen werden (11:7, 15:15). Und als Allah den Pharao und sein Gefolge ins Meer schleudert (Vers 40), verstehen wir, worauf das hinausläuft.

Die springende Punkt findet sich in den Versen 44-55: die Tatsache, dass Mohammed all diese Details aus dem Leben Moses kennt, obwohl er nicht als Zeuge dabei war, ist der Beweis, dass Mohammed ein Prophet ist. Ibn Kathir erläutert: „Allah legt den Beweis der Berufung Mohammeds zum Propheten dar, indem er anderen von Begebenheiten aus der Vergangenheit erzählt, als ob er sie selbst gehört und gesehen hätte. Doch er war ein Analphabet, der keine Bücher lesen konnte und unter Menschen aufwuchs, die nichts von diesen Dingen wussten.“ So erleben wir Allah, wie er Mohammed daran erinnert, dass er bei den zahllosen Ereignissen in Moses Leben nicht gegenwärtig war (Verse 44-46).

Aber die heidnischen Araber verlangen, dass Mohammed Wunder vollbringt, wie Moses es tat, obwohl sie nicht einmal an Moses glauben (Vers 48) „sie folgen nur ihren eigenen Begierden“ (Vers 50). Die Leute der Schrift wissen, dass der Koran wahr ist – „dies wurde offenbart“ – heißt es im Tafsir al-Jalalayn „einzelne Juden betreffend, die zu Muslimen wurden, wie ‘Abd Allāh b. Salām und andere, und [manche] Christen, die aus Abessinien oder Syrien stammten [und auch zu Muslimen wurden].”

In den Versen 56-75 wird die Verderbtheit der Ungläubigen verdammt, die darin besteht, die klaren Zeichen Allahs zu ignorieren und zu leugnen. Allah leitet recht, wen er will; Mohammed wird es nicht gelingen, allen die Wahrheit nahe zu bringen, die er liebt (Vers 56) – noch ein Vers, der anzeigt, dass Glaube und Unglaube allein in der Hand Allahs liegen. „Diese Verse wurden wegen Abu Talib offenbart“ erklärt Ibn Kahtir, „dem Onkel väterlicherseits des Gesandten von Allah“ – und dem Vater Alis, des Helden der Schiiten. Abu Talib „beschützte den Propheten, unterstützte ihn und stand ihm immer zur Seite. Er liebte den Propheten zweifellos, doch seine Liebe war natürlicher Art, d.h. den Familienbanden entsprungen, und nicht aus der Tatsache geboren, dass es sich um den Gesandten Allahs handelte. Auf seinem Totenbett rief ihn der Gesandte Allahs dazu auf, den Glauben anzunehmen und sich zum Islam zu bekehren, doch das Urteil ereilte ihn und er starb als Ungläubiger, und bei Allah ist die vollkommene Weisheit.“

Allah wird die Ungläubigen am Tag des Gerichts höhnisch nach den „Teilhabern“ fragen (Vers 62, Verse 74-75). In den Versen 76-88 folgt darauf die Geschichte von Qarun (Korah aus der Thora/Bibel, Numeri 16:1 – 40), der gegen Moses rebellierte. Qarun verlässt sich auf seinen großen Reichtum, anstatt Allah zu preisen (Vers 78). In einem Hadith überliefert Abu Huraira, einer von Mohammeds Gefährten, dass Mohammed gesagt habe, dass nur drei Dinge dem reichen Mann wirklich gehören: die Speise, die er isst, die Kleidung, die er trägt und das Geld, dass er für die Sache Allahs ausgegeben hat. „Alles andere“ sagte Mohammed, „wird er seinen Erben hinterlassen.“ Daran besteht kein Zweifel.

Diejenigen, “denen der Sinn nach dem diesseitigen Leben steht“, (Vers 79) beneideten ihn, aber die Rechtgeleiteten wussten es besser (Vers 80) und tatsächlich, zur rechten Zeit ließ Allah „ihn und seine Behausung in der Erde versinken“ (Vers 81). Mohammed sollte „nie ein Helfer für die Ungläubigen sein“ (Vers 86) – „sondern,“ schreibt Ibn Khatir, „sich von ihnen getrennt halten, seine Feindschaft zum Ausdruck bringen und sie bekämpfen.“ Denn am Ende wird „alles vergehen, außer Seinem Angesicht“ (Vers 88) – das heißt alles, außer Allah. Das scheint der Idee der Ewigkeit von Hölle und Paradies zu widersprechen, aber der Tanwîr al-Miqbâs min Tafsîr Ibn ‘Abbâs formuliert es folgendermaßen: „Alle Werke, die für anderes als Allahs Angesicht sind... werden nicht angenommen... außer denen, die um Seines Angesichts willen geschahen.“

Nächste Woche: Sure 29: "Denken etwa die, die Böses tun, dass sie von UNS das bessere Teil erhalten?"

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  Sure 29: Die Spinne

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Englischer Original-Artikel:
        BLOGGING THE QUR'AN, Blogging the Qur’an: Sura 28, “The Story”

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        Adel Th. Khoury, ISBN alt: 3579080245, ISBN neu: 978-3579080246
        Rudi Paret, ISBN alt: 3170198297, ISBN neu: 978-3170198296

Online existieren n.a. folgende deutschsprachige Nachschlagemöglichkeiten:
        theology.de
        Saudisches Dawa-Ministerium
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