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Sure 39: die Scharen   (übersetzt von Monalisa)

Die Ungläubigen werden in Scharen in die Hölle geführt werden

Aischa, der Lieblingsfrau Mohammeds zufolge, „fastete der Gesandte Allahs so lange, bis wir sagten: ‚er will sein Fasten nicht brechen’ und fastete so lange nicht, bis wir sagten: ‚er will nicht fasten.’ Und er rezitierte Bani Isra’il [Al-Isra’] und Az-Zumar jede Nacht“ – das heißt Sure 17 und 39.

Sure 39 betont wieder, wie böse es ist, etwas anderes außer Allah zu verehren und verdammt die Ungläubigen für dieses Vergehen. Ihr Titel ist den Versen 71 und 73 entnommen – und die „Scharen“ bezeichnen die Menge an Ungläubigen in der Hölle und die Menge an Gläubigen im Paradies. Das wiederkehrende Thema dieser Sure ist die Wertlosigkeit von allem, was von den Ungläubigen angebetet wird. Die Götzen können denen nicht helfen, die zu ihnen beten und die Götzendiener werden es am Ende bereuen, sich auf sie verlassen zu haben. Es handelt sich um eine mekkanische Sure, die zu Beginn der Laufbahn Mohammeds offenbart wurde. Dem Rahul Ma’ani nach ist sie etwa zu der Zeit offenbart worden, als eine Gruppe von Muslimen Arabien verließ und Zuflucht in Abessinien vor der Verfolgung durch die heidnischen Quraisch suchte.

Die Verse 1-29 behandeln viele bekannte Themen. Allah wiederholt, dass er den Koran offenbart hat (Verse 1-2) Dann verwirft er die Annahme, dass die Fürsprache von Heiligen näher zu Gott bringe (Vers 3) – mit größerer Präzision und Gründlichkeit als er sie in seiner Ablehnung der Trinität erkennen ließ (5:116). Wenn Allah einen Sohn hätte haben wollen, hätte er einen von seinen Geschöpfen dazu erwählet, doch er bedarf keiner Ergänzung (Vers 4). In der Schöpfung zeigt sich seine Gegenwart und Macht (Verse 5-6, 21). Allah ist nicht auf die Menschen angewiesen, aber er mag keine Undankbarkeit (Vers 7). Wenn die Menschen Schwierigkeiten haben, dann beten sie, aber in guten Zeiten vergessen sie ihn und stellen ihm Götzen zur Seite – solche werden Insassen der Hölle sein (Vers 8).

Gläubige und Ungläubige sind nicht gleich (Verse 9, 22, 24). Diese oft wiederholte Ansicht hat viele Konsequenzen; die Betonung liegt in dieser Sure darauf, dass sie unterschiedliche Urteile am Tag des Gerichts zu erwarten haben. Gleichzeitig wird dadurch aber auch der Idee untermauert, dass Muslime die „beste Gemeinschaft“ bilden (3:110) und die Ungläubigen „die schlechtesten Geschöpfe“ (98:6) sind. Das ist unvereinbar mit der Vorstellung, dass alle Menschen gleiche Würde besitzen und von Gott gleich geschaffen wurden. Stattdessen wird streng zwischen Muslim und Ungläubigem unterschieden, eine Dichotomie, die alle Bereiche des Islam durchzieht – inklusive der staatlichen Gesetzgebung. In Anbetracht dessen, ist es wenig verwunderlich, dass es bis heute kein einziges mehrheitlich muslimisch bevölkertes Land gibt - obwohl das islamische Gesetz in den wenigsten voll umgesetzt wird - in dem Nichtmuslime rechtlich völlig gleichgestellt sind. Selbst in der säkularen Türkei gibt es Hindernisse, vom Islam zu einer anderen Religion zu wechseln und für die Erlaubnis eine Kirche zu bauen, müssen hohe bürokratische Schranken überwunden werden. Das ist kein Zufall, sondern Vermächtnis der kulturell tief verwurzelten Idee, dass Nichtmuslime innerhalb einer muslimischen Gesellschaft „ihre Unterwerfung anerkennen“ sollten (9:29), übereinstimmend mit dem Diktum, dass sie nicht gleich den Gläubigen sind und dass an ihre Verderbtheit, den Islam abzulehnen, auf jede mögliche Weise erinnert werden soll.

Allah trägt Mohammed eine Reihe Dinge auf, die er den Ungläubigen sagen soll, mit Betonung darauf, dass er nur Allahs Gesandter ist und, so wie sie, Seinem Zorn ausgesetzt wäre, wenn er sich ungehorsam zeigte (Vers 13). Allah lässt Mohammed sagen, dass ihm „geheißen wurde, der erste der Gottergebenen zu sein“ (Vers 12) – was widersprüchlich zur chronologisch späteren Aussage im Koran ist, dass Abraham Muslim war (3:67), so wie alle anderen Propheten. Islamische Exegeten glätten diesen Widerspruch jedoch, indem sie sagen, dass das auf die Anhänger Mohammeds bezogen sei und nicht auf vergangene Gemeinschaften von Gläubigen. „Die Ummah (Gemeinschaft) des heiligen Propheten“, erklärt Maulana Bulandshahri, „ist die letzte Ummah, die es auf der Welt geben wird. Der erste Gottergebene dieser Ummah war kein anderer als der Prophet selbst.“

Dann stellt Allah das Schicksal der Gläubigen (das Paradies) dem Schicksal der Ungläubigen (die Hölle) gegenüber (Verse 16-20). Er sagt, dass der Koran „die schönste Verkündigung ist, eine sich gleichartig wiederholende Schrift“ (Vers 23), Mujahid erklärt: „Das heißt, dass die Abschnitte des Koran einander ähneln und oft wiederholt werden“ – und gewiss, wahrere Worte sind nie gesprochen worden. Der Koran enthält allerlei Beispiele, die zur Mahnung gedacht sind (Vers 27). Er ist auf Arabisch und ohne Krummes (Vers 28) – „ohne Widersprüche oder Abweichungen“, heißt es dazu im Tafsir al-Jalalayn.

Verse 30-52 warnen vor dem Tag des Jüngsten Gerichts. Die Ungläubigen drohen Mohammed mit Strafen durch ihre falschen Götter – worauf Allah nochmals wiederholt: „wen aber Allah irreführt, für den gibt es keinen, der ihn rechtleiten könnte“ (Vers 36). Die Ungläubigen sind verdreht und widersprechen sich selbst, zwar anerkennen sie, dass Allah alles erschaffen hat, aber rufen immer noch ihre falschen Götter an (Vers 38). Es gibt eine merkwürdige Aussage im Vers 42, wo es heißt: Diejenigen, deren Tod Er beschlossen hat, hält Er dann zurück, während Er die anderen auf eine bestimmte Frist (wieder) freigibt (wegschickt). Darin liegen Zeichen für Leute, die nachdenken.“ Der Koranübersetzer Yusuf Ali erklärt die Stelle mit der Behauptung, dass Schlaf ein kleiner Tod sei: „Schlaf ist der Zwillingsbruder des Todes und unsere Seelen sind währenddessen vom Körper befreit. Allah erhält sie in dieser Zeit. Wenn, wie es einigen geschieht, wir friedlich im Schlaf sterben, dann kehrt unsere Seele nicht in unseren fleischlichen Körper zurück und dieser verfällt und stirbt. Wenn uns Allah noch eine Lebensspanne zugeteilt hat, dann kehrt unsere Seele in den Körper zurück und wir nehmen unseren Platz in diesem Leben wieder ein.“

Der Gedanke, dass irgendjemand stellvertretende Fürsprache bei Allah einlegen könnte, wird wieder verworfen (Verse 43-44) und die Verdorbenheit der Ungläubigen betont: Wenn Allah erwähnt wird, dann sind ihre Herzen „gefüllt mit Widerwillen und Schrecken,“ jedoch mit Freude, wenn sie von ihren Götzen hören (Vers 45). Am Tag des Gerichts werden sie von den Folgen ihrer schlechten Taten getroffen werden (Vers 51).

In den Versen 53-60 lässt Allah die Ungläubigen durch Mohammed mehrfach warnen, dass sie sich zu Allah bekehren sollen, bevor es zu spät ist. Die Verse 61-75 schließen die Sure dann mit weiteren Warnungen vor dem Jüngsten Gericht ab, wo „die Ungläubigen in Scharen in die Hölle geführt“ und dabei an die Gesandten erinnert werden, denen sie keine Achtung schenkten (Vers 71), die Gläubigen aber in Scharen ins Paradies gelangen werden (Vers 73) – das endgültige Ergebnis ihrer Ungleichheit.

Nächste Woche: Sure 40, “Der Gläubige”. Die erste Sure von insgesamt sieben, die als „Die Familie von Ha Mim“ bekannt sind. Said Ibn Mas’ud: „wenn ich die Familie von Ha Mim erreiche, ist es wie die Ankunft in einem schönen Garten, ich möchte verweilen.“



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Englischer Original-Artikel:
        BLOGGING THE QUR'AN, Blogging the Qur’an: Sura 39, “Throngs”

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        Adel Th. Khoury, ISBN alt: 3579080245, ISBN neu: 978-3579080246
        Rudi Paret, ISBN alt: 3170198297, ISBN neu: 978-3170198296

Online existieren n.a. folgende deutschsprachige Nachschlagemöglichkeiten:
        theology.de
        Saudisches Dawa-Ministerium
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