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Suren 54 „Der Mond“, 55 „Der Gnädigste“, 56 „Das unvermeidliche Ereignis“, 57 „Das Eisen“   (übersetzt von cuidada)

Ibn Kathir berichtet, dass Mohammed sowohl die Sure 54 als auch die Sure 50 „während bedeutender Versammlungen und Anlässe“ rezitieren würde, „weil sie Allahs Versprechen und Warnungen beinhalten, sowie Informationen über den Ursprung der Schöpfung, die Auferstehung, Tawhid (die Einheit Allahs), die Bestätigung des Prophetentums, und so weiter – inmitten der großen Ziele.“ Die Sure 54 hat ihren Namen vom ersten Vers, welcher auf die Spaltung des Mondes hinweist – ein Wunder, das gemäß einem Hadith zu Mohammeds Lebzeiten stattfand. Als die Muslime gespannt auf den Mond, gespalten in zwei Teile, blickten, rief Mohammed „Bezeugt, bezeugt (dieses Wunder).“

Einige der heutigen Muslime [z.B. der in der Türkei recht einflussreiche notorische Adnan Oktar, genannt Harun Yahya] behaupten jedoch, dass dieser Vers eine Prophezeiung darstellt, die durch Neil Armstrongs Mondlandung im Jahr 1969 erfüllt wurde, als die Astronauten ein wenig Monderde abgruben und sie zurückbrachten – obwohl, trotz ihrer phantasievollen Ausflüge in die Zahlenkunde im Zusammenhang mit dieser Behauptung, ist es schon mehr als eine Übertreibung, das Sammeln von ein wenig Monderde mit einer Mondspaltung gleichzusetzen.

Der Rest der Sure bewegt sich um den Refrain, „Und wir haben doch den Koran leicht (verständlich) gemacht (sodass er jedermann) zur Mahnung (dienen kann). Aber gibt es überhaupt jemanden, der sich mahnen lässt?“, der in den Versen 17, 22, 32 und 40 auftaucht. Ein zweitrangiger Refrain ist „Und wie war meine Strafe und (wie waren) meine Warnungen!“, der in den Versen 16, 18, 21 und 30 erscheint. Rund um diese sind bekannte Themen: Die Ungläubigen wenden sich von Allahs Zeichen ab und verhöhnen sie als Zauberei (Vers 2): Mohammed sollte sich von ihnen abwenden und sie bis zum Tag des Gerichts, wenn sie bestraft werden, allein lassen (Verse 6-8). Noah und seine Flut sind eine Warnung für die Ungläubigen (Verse 9-16), so wie es auch die Vernichtung des Volkes der Aad ist (Verse 18-22), die Vernichtung des Volkes der Thamud (Verse 23-31 – zu der Sache mit der Kamelstute siehe unseren Artikel zu Sure 11), die des Volkes Lots (Verse 33-39) und die Pharaos und seiner Leute (Verse 41-42). Sind die Ungläubigen, die Mohammed ablehnen, besser als jene (Vers 4)? Sie glauben, dass sie fähig sein werden sich selbst zu verteidigen, wenn sie zusammenhalten (Vers 44), aber sie werden dem Tag des Gerichts nicht entkommen (Vers 46).

Die mekkanische Sure 55 ist rund um einen poetischen Refrain geordnet, der wesentlich häufiger wiederholt wird, als jene in Sure 54: „Welche von den Wohltaten eures Herrn wollt ihr denn beide leugnen? (Verse 13, 16, 18, 21, 23, 25, 28, 30, 32, 34, 36, 38, 40, 43, 45, 53, 55, 59, 61, 65, 67, 69, 77) – ein bisschen ähnlich dem Psalm 136, mit seinem wiederkehrenden „weil seine Barmherzigkeit unendlich ist“, obwohl sogar hier der Koran sich darauf konzentriert, die Verderbtheit der Ablehnung des Islam durch die Ungläubigen aufzubauschen, anzufechten, ja sogar darüber zu spotten. Maududi sagt: „Dies ist die einzige Sure des Koran, in der neben den Menschen auch die Djinn, die die andere Schöpfung auf der Erde sind, die mit Freiheit des Willens und der Handlung ausgestattet wurden, direkt angesprochen werden.“ Die Djinn werden gemeinsam mit den Menschen im Vers 31 angesprochen.

Der erste Teil (Verse 1-30) betont Allahs schöpferische Macht und seine Kontrolle über die irdischen Phänomene. der zweite Teil (Verse 31-78) warnt vor dem Tag des Gerichts und beschreibt wieder die Hölle und das Paradies. Es wird wenig gesagt, das nicht schon viele Male im Koran gesagt wurde. Die „zwei Osten und die zwei Westen“ vom Vers 17 weisen, sagt Ibn Kathir, „auf den Sonnenaufgang im Sommer und Winter und den Sonnenuntergang im Sommer und Winter“ hin - ein entschieden geozentrischer Standpunkt.

Sure 56, eine weitere mekkanische Sure, warnt noch einmal vor dem Tag des Gerichts (Verse 1-7) und beschreibt die Belohnungen der Weggenossen zur rechten Hand – das sind jene, die das Paradies betreten werden (Verse 10-40; 88-91). Dies beinhaltet, natürlich, die legendären Jungfrauen (Vers 36), die eine „spezielle Schöpfung“ sind (Vers 35). Ein Punkt, in dem sie, gemäß islamischer Tradition, speziell sind, ist, dass ihre Jungfräulichkeit ewiglich erneuert wird, so dass die Erfahrung der Gläubigen mit ihnen jedes Mal wie das erste Mal ist. Danach kommt eine weitere Beschreibung der Qualen der Hölle (Verse 41-56; 92-94) und eine Warnung an die Menschheit, die auf Allahs Zeichen der Macht in der Natur basiert (Verse 57-76). Die Sure endet mit der Lobpreisung des Koran als einer göttlichen Offenbarung, die nur jene berühren sollen, die rituell rein sind (Verse 77-80). Allah verhöhnt die Ungläubigen, indem er sie fragt, warum sie, wenn sie glauben, dass der Koran unwahr ist und sie sich als unabhängig von ihm und seiner Macht betrachten, dann nicht einschreiten, wenn ein Mensch stirbt (Vers 83) und seine Seele in seinen Körper zurückrufen (Vers 87)?

Die medinensische Sure 57 wurde offenbart, nachdem die Muslime Mekka erobert hatten und auf ihrem Weg, die Herrscher von ganz Arabien zu werden, mit einigen signifikanten Hindernissen konfrontiert waren. Sie beginnt mit einem Lobgesang auf Allahs Macht und einer Frage an die Ungläubigen: „Warum wollt ihr (denn) nicht an Allah glauben?“ (Vers 8) Durch die Kosten der Eroberung dürfte den Muslimen das Geld ausgegangen sein, da Allah die Muslime ermahnt, für die islamische Sache etwas beizutragen, auch wenn er ihnen sagt, dass diejenigen, die das schon vor der Eroberung Mekkas getan haben, reichlicher belohnt werden als jene, die erst auf den fahrenden Zug aufgesprungen sind, nachdem die Muslime ihre Feinde schon definitiv besiegt hatten (Verse 10-11). Maududi erklärt: „Jene, die ihr Leben opfern und ihren Reichtum ausgeben, um die Sache des Islam zu unterstützen, wenn er schon stark ist, können nicht den Rang derjenigen erreichen, die ihre Leben und ihren Reichtum für die Förderung und Hochhaltung des Islam gegeben haben, als er schwach war.“

Die Gerechten werden mit den Gärten des Paradieses belohnt werden (Verse 12, 21), während die Heuchler mit der Hölle bestraft werden (Verse 13, 15). Die Muslime sollen nicht so werden, wie die Juden und Christen, die eine göttliche Offenbarung erhalten haben, aber deren Herzen sich verhärteten (Vers 16). Stattdessen sollen sie mildtätig sein (Vers 18), da das Diesseits nur Spiel und Vergnügen ist und das irdische Leben nur eine Täuschung (Vers 20). Allah verfügt und kontrolliert alle irdischen Vorkommnisse (Vers 22) – wie der Tafsir [Koran-Kommentar] "al-Jalalayn" erklärt: „Keine Bedrängnis bricht über die Erde herein, wie eine Dürre, oder in euch selbst, wie Krankheit, der Verlust eines Kindes, sondern es ist in einem Buch verzeichnet, gemeint eine aufbewahrte Tafel (al-lawh al-mahfuz), noch bevor wir es erschaffen.“ Frühere Propheten wurden gesandt, gemeinsam mit dem Geschenk des Eisens, um Allahs Besorgnis um die Menschheit zu zeigen (Vers 25). Einer dieser früheren Propheten war Jesus, aber seine Anhänger erfanden das Mönchswesen, was Allah nicht befohlen hatte. Sie hätten stattdessen nur nach Allahs Willen forschen sollen. Viele der Christen sind „Frevler“ (Vers 27). Die Juden und Christen haben keine Macht über die Gnade Allahs (Vers 29) – wie der Tafsir al-Jalalayn sagt, dass dies „das Gegenteil von ihren Behauptungen ist, dass Gott sie liebt und sie diejenigen sind, die Seine Seligpreisung verdienen.“ Ibn Kathir erklärt, dass dieser Vers bedeutet, dass „sie nicht verhindern können, was Allah gibt, oder nicht geben können, was Allah verhindert.“

Nächste Woche: Sure 58, „Die Debatte“: "Ich und meine Gesandten sind die, die herrschen müssen."

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Englischer Original-Artikel:
        BLOGGING THE QUR'AN, Blogging the Qur’an: Suras 54, “The Moon,” 55, “The Merciful,” 56, “The Inevitable,” and 57, “Iron”

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        Adel Th. Khoury, ISBN alt: 3579080245, ISBN neu: 978-3579080246
        Rudi Paret, ISBN alt: 3170198297, ISBN neu: 978-3170198296

Online existieren n.a. folgende deutschsprachige Nachschlagemöglichkeiten:
        theology.de
        Saudisches Dawa-Ministerium
Zu unserem großen Bedauern ist die Übersetzungs-Synopsis der Nur-Koraner (war mal www.nur-koran.de) aus dem Netz verschwunden.

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